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«Es braucht einen Richtungswechsel»

Erich Fehr will die Linke Mehrheit in der Berner Regierung zurückgewinnen. Im Interview mit Links.be erklärt der Bieler Stadtpräsident und SP-Regierungsratskandidat, warum er dafür der geeignete Mann ist und wo er anpacken will.

 

Lieber Erich, warum willst du Regierungsrat werden?

Ich bin überzeugt, dass der Kanton Bern nach sechs Jahren mit einer bürgerlichen Mehrheit einen neuen Impuls, ja einen eigentlichen Richtungswechsel hin zu einer sozialeren und ökologischeren Zukunft braucht. 

 

Mit welchen Inhalten willst du in den Wahlkampf steigen?

Gerade die Coronakrise hat uns gelehrt, dass der Staat ein unverzichtbarer, stabilisierender Faktor ist. Unser Staat darf nicht durch Steuergeschenke für wenige geschwächt werden. Vergessen wir nie: Nur ein finanziell gesundes Gemeinwesen kann einen leistungsfähigen Service Public erbringen und auf diesen ist die Bevölkerung angewiesen. Ein weiteres grosses Anliegen meinerseits ist die Förderung der umweltschonenden Mobilitätsformen, sprich ÖV, Velo- und Fussverkehr. Hier kann man im Kanton Bern noch einiges besser und mutiger machen. Ich komme aus einer Industriestadt und weiss daher genau, dass die Menschen nur dann ein würdiges und selbstbestimmtes Leben führen können, wenn sie einen Arbeitsplatz und damit auch ein Einkommen haben. Wir müssen deshalb Rahmenbedingungen schaffen, damit in nachhaltigen Bereichen Arbeitsplätze mit korrekter Entlöhnung und auch anderweitig attraktiven Arbeitsbedingungen entstehen.

Regierungs- und Führungserfahrung sind wichtige Qualifikationen für einen Regierungsrat, die du als langjähriger Stadtpräsident von Biel mitbringst. Welche weiteren Eigenschaften kannst du in die Waagschale werfen?

Ich bin auch ein erfahrener Vermittler. In Biel konnte ich unter Beweis stellen, dass es mir gelingt, in vertrackten Situationen einen breiten Konsens herbeizuführen und eine drohende Spaltung innerhalb der Bevölkerung zu überwinden respektive zu vermeiden. Als Stadtpräsident der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz habe ich zudem ein ausgeprägtes Gespür für das Arbeiten in und mit verschiedenen Kulturen und der respektvolle Umgang mit Minderheiten gehört quasi zu meiner DNA. Zudem habe ich vor meiner vollamtlichen Polittätigkeit über zehn Jahre eine grosse Verwaltungseinheit in der bernischen Kantonsverwaltung geleitet. 

 

Wenn du gewählt wirst, stellt Rot-Grün mit Evi Allemann, Christoph Ammann und Christine Häsler vier von sieben Sitzen im Regierungsrat. Warum braucht es in der Regierung des Kantons Bern eine linke Mehrheit?

Die Abstimmungsniederlagen bei der Steuer- und der Sozialhilfegesetzrevision zeigen klar, dass die bürgerliche Mehrheit an den Bedürfnissen der Bernerinnen und Berner vorbeipolitisiert. Es braucht eine linke Mehrheit, damit in der Sozialhilfepolitik nicht mehr die Armen anstatt die Armut bekämpft wird. Auch geht die bürgerliche Mehrheit den unverzichtbaren Klimaschutz nur halbherzig an, was uns noch teuer zu stehen kommen wird. Wenn der Kanton Bern den wirtschaftlichen Anschluss nicht verlieren will, müssen wir  in innovative und umweltschonende Technologien und Projekte investieren; denn dort werden in Zukunft neue Unternehmungen und neue Arbeitsplätze entstehen. Der Kanton Bern befindet sich in einem starken strukturellen Wandel, was verständlicherweise Ängste und Sorgen weckt. Wer aber versucht den Wandel aufzuhalten, wird eines Tages von ihm überrollt; es gilt daher den Wandel in geordnete Bahnen zu lenken und sozialverträglich zu gestalten. 

 

Zur Person: Erich Fehr ist seit 2011 vollamtlicher Stadtpräsident von Biel. Zuvor war der 53-jährige Stadt- und Gemeinderat in der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz. Der gelernte Kaufmann mit Weiterbildung zum Betriebswirtschafter sowie einem Nachdiplom Executive Master of Public Management ist verheiratet.

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